Award 2011

Berufsbildungsstelle Seeschiffahrt e.V. vergab erstmalig die Auszeichnung „Exzellenter Ausbildungsbetrieb 2011“ an zwei Reedereien


Ausgezeichnet wurden die Reedereien German Tanker Shipping GmbH & Co. KG in Bremen und die Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft in Hamburg.
Die Auszeichnungen wurden an die Reedereien auf dem 5. Bremer Schifffahrtskongress, an dem ca. 150 Schifffahrtsexperten aus Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Verwaltung teilnahmen, für herausragende Leistungen in der Ausbildung zum/ zur Schiffsmechaniker/in übergeben.
In seinem Grußwort zur Auszeichnung machte der Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, Martin Günthner, sehr deutlich, dass der maritime Standort Deutschland starke und konkurrenzfähige Schifffahrtsunternehmen braucht. Aus seiner Sicht ist eine leistungsfähige Flotte für ein Exportland wie Deutschland unverzichtbar. Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften ist für die Zukunft des maritimen Standorts Deutschland im internationalen Wettbewerb entscheidend. Mit Blick auf die Nationale Maritime Konferenz im Mai in Wilhelmshaven wies er darauf hin, dass die Ausbildung bei der Schifffahrtsförderung Priorität haben muss.

Der Vorsitzer des Bremer Rhedervereins, Thorsten Mackenthun, forderte die Politik auf, die richtigen Rahmenbedingungen für die seemännische Ausbildung zu setzen. Er hob die Bedeutung der seemännischen und kaufmännischen Ausbildung für den Schifffahrtsstandort Bremen hervor.
Rörd Braren, Reeder und Mitglied des Präsidiums des Verbandes Deutscher Reeder, stellte die Vorteile der Facharbeiterausbildung zum Schiffsmechaniker in den Mittelpunkt. Für die Reeder ist diese Ausbildung gerade deshalb ein Gewinn, weil sie auf die Ausbildung direkt Einfluss nehmen und junge, geeignete Nachwuchskräfte früh an die Reederei binden können. In der ersten Laudatio hob der Vorsitzende der BBS e.V., Ernst Peter Ebert, Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft, die Wichtigkeit der langfristigen Personalplanung hervor. Die richtige Personalentwicklung beginnt mit der Ausbildung zum Schiffsmechaniker und endet noch lange nicht mit dem Erhalt des Befähigungszeugnisses zum Kapitän oder Leiter Maschinenanlage. Es freue ihn sehr, dass die ausgezeichneten Reedereien genau diese langfristigen Perspektiven verfolgen. Die Reederei German Tanker Shipping hat auch während der Wirtschaftskrise, von der auch der Tankermarkt massiv betroffen war und sich nur langsam erholt, an der Ausbildung der Schiffsmechaniker festgehalten.

In der zweiten Laudatio stellte der stellvertretende Vorsitzende der BBS e.V., Peter Geitmann, Gewerkschaft ver.di, besonders die Langfristigkeit in der Ausbildung der Reederei Hapag Lloyd heraus. In der langen Reedereigeschichte war und ist die Ausbildung junger Menschen zu "Seeleuten" fest verankert. Die Hapag-Lloyd AG trägt einen großen Anteil daran, dass Schiffsmechaniker und Schiffsmechanikerinnen unter den Bedingungen des Auf und Ab in der Seeschifffahrt kontinuierlich ausgebildet werden. Abschließend appellierte er an alle Schifffahrtsunternehmen, diesen beiden Beispielen bei der Ausbildungsstrategie zu folgen.

Für den Geschäftsführer Frank Jungmann ist dieser Preis eine Bestätigung der Philosophie von German Tanker Shipping. Für ihn beginnt die Personalentwicklung mit der Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Nach seiner Ansicht kann Ausbildung nur in einem intakten personalwirtschaftlichen Umfeld stattfinden. Damit dies auch zukünftig so weiter geführt werden kann, sind die Schifffahrtförderungen für die Reedereiunternehmen am Standort Deutschland unverzichtbar. Der Vertreter der Hapag-Lloyd AG, Erik Hirsch, verantwortlich für die Ausbildung, dankte der BBS e.V. auch im Namen des Vorstandes für die Auszeichnung. Wichtig ist für die Hapag-Lloyd AG, mit dieser Ausbildung den Führungsnachwuchs frühzeitig aufzubauen zu können.

Den Abend moderierte Petra Heinrich, H.H. Shipping GmbH & Co. KG in charmanter Art. Für die Reederin ist der beste Einstieg in die Seeschifffahrt nach wie vor der Weg über die Ausbildung zum Schiffsmechaniker.

von links nach rechts

Holger Jäde (Berufsbildungsstelle Seeschiffahrt e.V.), Peter Geitmann (stellv. Vorsitzender BBS e.V.), Petra Heinrich (H.H. Shipping GmbH & Co.Kg), Martin Günthner (Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen), Ernst Peter Ebert (Vorsitzender der BBS e.V.), Frank Jungmann (German Tanker Shipping GmbH & Co. KG), Thorsten Mackenthun (Bremer Rhederverein), Erik Hirsch (Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft), Rörd Braren (Verband Deutscher Reeder).

von links nach rechts

Frank Jungmann (German Tanker Shipping GmbH & Co. KG),

Erik Hirsch (Hapag- Lloyd Aktiengesellschaft)

Kurzinformation zu den Preisträgern

German Tanker Shipping GmbH & Co. KG

Die von Emil Hartmann im Jahr 1998 gegründete Reederei zählt zu den größten Tankerflotten unter deutscher Flagge. German Tanker Shipping (GT) bereedert und betreibt 13 modernste Doppelhüllentanker für den Öl- und Produkttransport in europäischen Gewässern, im Mittelmeer, im Nordatlantik und im Golf von Mexico. Die von der Lindenau-Werft in Kiel-Friedrichsort gebauten Schiffe, gehören zu den modernsten Ölproduktentankern die unter deutscher Flagge fahren.
Zu den Grundprinzipien der Reederei gehörte die Bestellung aller Neubauten bei deutschen Werften, der Betrieb der Schiffe unter deutscher Flagge und mit deutschen Seeleuten. Für seinen "weltweiten Einsatz um die deutsche Seeschifffahrt und den nautischen Nachwuchs" wurde Emil Hartmann 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Von 1981–1994 war Emil Hartmann der Vorsitzende der Berufsbildungsstelle Seeschiffahrt e.V.

German Tanker Shipping beschäftigt 350 Mitarbeiter. Zur Philosophie der Reederei gehörte es vom ersten Tag an, sich als "echte" Reederei rundum um die Schiffe zu kümmern. So werden u.a. Bauaufsicht, Bemannung, Befrachtung, Operations, sowie Wartung und Inspektionen und die ständige Überwachung und Verbesserung aller Qualitäts- und Sicherheitsstandards auch heute noch zentral aus Bremen gesteuert. Zurzeit werden acht junge Nachwuchsseeleute bei German Tanker Shipping zum/ zur Schiffsmechaniker/in ausgebildet. Die Hapag-Lloyd AG ging am 1. September 1970 aus der Fusion zweier Reedereien hervor: der Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft (Hapag; Hamburg-Amerika Linie) und dem Norddeutschen Lloyd (NDL). Beide Gesellschaften blickten damals bereits auf eine große Tradition zurück: Sie wurden 1847 in Hamburg bzw. 1857 in Bremen von örtlichen Kaufleuten gegründet. Kurz vor der Jahrhundertwende stieg die Hapag unter ihrem Direktor Albert Ballin (1857-1918) zur Schifffahrtsgesellschaft mit der weltweit größten Tonnage auf, während sich der Norddeutsche Lloyd zur Reederei mit den höchsten Passagierzahlen entwickelte. Ballin setzte damals verstärkt auf das Frachtgeschäft und gilt als Erfinder der Kreuzfahrt. Beide Reedereien verloren durch den Ersten Weltkrieg ihre Flotten und weltumspannenden Liniennetze, jedoch gelang ihnen in den 1920er Jahren durch Kooperationen mit internationalen Partnern ein rascher Wiederaufbau. Nachdem die Belastungen der Weltwirtschaftskrise überstanden waren, führte der Zweite Weltkrieg erneut zum Verlust der Seeschiffe und Marktpositionen. Den Wiedereintritt in die Linienschifffahrt ab 1950 unternahmen Hapag und Norddeutscher Lloyd größtenteils in Form gemeinschaftlich betriebener Dienste.

 

Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft


Als in den 1960er Jahren der Containerverkehr rasant anwuchs und hohe Investitionen in neue Schiffe und Container erforderte, bündelten die hanseatischen Traditionsunternehmen ihre Kräfte 1970 durch eine Fusion. 2005 übernahm Hapag-Lloyd die britisch-kanadische Containerreederei CP Ships und gehört seitdem zu den führenden Linienreedereien der Welt. Die Flotte von Hapag-Lloyd umfasst mehr als 135 modernste Container-Schiffe, die für den Transport verschiedenster Güter ausgerüstet sind.

Die Auszubildenden von heute sind unsere Mitarbeiter von morgen, so lautete die Philosophie der Reederei. Diese Philosophie setzt Hapag Lloyd seit langen Jahren erfolgreich um. Hapag-Lloyd legt dabei besonderen Wert auf eine umfangreiche und hochwertige Ausbildung. Zurzeit befinden sich bei Hapag-Lloyd siebenundsiebzig junge Menschen in der Ausbildung zum/ zur Schiffsmechaniker/in.

Download des Beitrags „Schiffbruch ohne Personalmanagement“:

Download
Artikel aus „Deutsche Seeschifffahrt“ Ausgabe 4/2011
schiffbruch_ohne_personalmanagement.pdf
Adobe Acrobat Dokument 387.7 KB